Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Leistungsabfall an dröhnenden, brummenden „Flüstermühlen“
Flucht aus dem Garten ins Haus – Entspannung unter Dröhnen auch dort nicht mehr möglich
Als „Flüstermühlen“ wurden ihnen die Windräder angekündigt – und nun das: „Es klingt wie ein rhythmisches Dröhnen, ein gleichmäßiges, dumpfes Brummen“, beschreibt Sabine Höhl das Geräusch. „Als würde ein Flugzeug kommen.“
Zehn Rotoren ragen knapp einen Kilometer Luftlinie von ihrem Haus in Holtsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) entfernt in die Höhe.
Knapp ein Jahr, nachdem sie ihren Neubau in der ländlichen Gegend bezogen hatten, wurde die Anlage in Betrieb genommen.
Manfred Höhl erinnert sich noch genau an seine ersten Gedanken, als ihm deren Klang zu Ohren kam: „Das darf doch nicht wahr sein.“ Sie riefen sofort beim Betreiber und beim Bürgermeister an, schrieben Stellungnahmen, suchten Rat und eine Lösung. „Zunächst haben sie sich auch Mühe gegeben, sind vorbeigekommen und haben Messungen gemacht – aber die Dezibelwerte waren meist niedrig. ,Ist doch alles im Rahmen’, hieß es dann.“ ‚
Doch das ist es für viele Anwohner im Ortsteil Harfe überhaupt nicht. „Man schläft nicht durch, hat Kopfschmerzen, ist am Tag total fertig und bei der Arbeit nicht leistungsfähig“, schildert seine Frau Sabine. Auch nach der Arbeit könne man zu Hause nicht entspannen, weil das Dröhnen einen zermürbe. „Nach einer Stunde Gartenarbeit muss ich reingehen, weil ich das Geräusch nicht mehr ertrage“, schildert die 56-Jährige.
Bei winterlichem Nieselwetter sei es am schlimmsten – dann werde der Schall offenbar besonders gut übertragen. Was das Ehepaar Höhl und ihre Nachbarin Ute Mohr besonders ärgert: „Manche im Ort belächeln uns.
Das Thema spaltet so ein Dorf, gerade, wenn manche sogar finanziell am Windpark beteiligt sind.“ Eines ist für das Ehepaar Höhl nach knapp sechs Jahren Lärmkampf klar: „Heute würden wir hier nicht bauen. Wir haben das unterschätzt.“
Was sagt der Psychologe zum Thema „Auswirkung von Lärm auf Menschen“?
Geräuschempfindlichkeit : Psychologe im Interview:
„Lärm wird unterschätzt“
vom 10. Dezember 2017
Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts
Der Psychologe Professor Wolfgang Ellermeier über die Auswirkungen von lauter Umgebung auf Menschen
– Quelle: https://www.shz.de/18542886 ©2017
Herr Ellermeier, was passiert im Körper, wenn man ständig Lärm ausgesetzt ist?
Lärm von hoher Intensität löst eine Stressreaktion aus, die unter anderem ein Zusammenziehen der Blutgefäße bewirkt, eine Art kurzfristige Blutdruckerhöhung. Der Körper gewöhnt sich jedoch nicht an den Lärm, vielmehr wird diese Reaktion stärker, wenn man gehäuft solchem Lärm ausgesetzt ist und man reagiert auf die Dauer noch empfindlicher darauf. Auf lange Sicht ergibt sich daraus ein höheres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Das haben Untersuchungen belegt.
In Berliner Krankenhäusern hat man schon vor rund zehn Jahren Herzinfarkt-Patienten verglichen mit anderen Patienten, die in der Unfallchirurgie etwa wegen eines Beinbruchs eingeliefert wurden. Mithilfe der Adressen hat man dann ermittelt, unter welcher Lärmbelastung die Menschen leiden. Man stellte fest, dass die Herzinfarktpatienten im Durchschnitt mehr Verkehrslärm ausgesetzt waren. Also: Wenn Sie an einer sehr lauten Straße wohnen, schlafen Sie vermutlich nicht nur schlecht, es erhöht sich auch das Risiko, eines Tages ein Herz-Kreislauf-Problem zu bekommen
[…]
Alles lesen:
https://www.shz.de/deutschland-welt/panorama/psychologe-im-interview-laerm-wird-unterschaetzt-id18542886.html
Mit Dank an Frank für die Info!